Chronicles of Arion
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Arion, ein kleines Land, nicht in unserer Welt. Komm, schreibe deine eigene Geschichte & entdeckte die Geheimnisse Arions.
 
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 One Way Ticket

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Chiona Harlow
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Chiona Harlow


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One Way Ticket Empty
BeitragThema: One Way Ticket   One Way Ticket EmptySo Jun 14, 2015 6:39 pm

One Way Ticket

Wir waren gerade am Rückweg nach Hause via Flugzeug von Malta, einer ganz normalen Reise, die jede siebte Klasse uTnseres Gymnasiums unternahm. Es war eine schöne Reise gewesen, dennoch war mein Lehrer und jeder meiner 19 Klassenkollegen genauso froh wie ich, endlich nach Hause zu können. Wir setzten uns ins Flugzeug, verdrückten das komische Sandwich mit etwas, das angeblich Thunfisch war und ruhten uns dann alle ein wenig aus, hörten Musik, lasen, schliefen. Es war ein recht kleines Flugzeug, eigentlich waren nur meine Klasse und vielleicht zwei Familien an Board. Aber fliegen war eigentlich nie eine besondere Leidenschaft von mir gewesen. Mein Vater hatte zu viele Dokumentationen über Flugzeugabstürze neben mir gesehen, ich wusste so einiges an Dingen, die passieren könnten. Und dann war da dieser ständige Gedanke „Was, wenn es mir passiert?“ Eigentlich glauben die Leute dann immer, dass die Chance zu klein war, es würde andere treffen, doch nicht einen selber. Nun, ich habe das auch immer gedacht. Selbst als der Pilot plötzlich meldete, dass wir Turbulenzen hatten, ignorierte ich den Unterton in seiner Stimme, der mir ein komisches Gefühl im Magen verschaffte. Als die Stewardessen langsam panisch wurden, ignorierte ich dies auch, genauso wie den plötzlichen Höhenverlust. Ich sah erst ein, dass wir abstürzten, als alle anfingen zu schreien. Dann erst schloss ich meine Augen, legte den Kopf zurück und dachte an irgendwas schönes.

Ich war tot. Was sollte ich sonst sein? Immerhin war ich gerade mit einem Flugzeug abgestürzt. Nun, wenn ich tot war, wieso spürte ich dann diesen hämmernden Schmerz in meinem Kopf? Hieß es nicht immer im Paradies war man glücklich und sorgenfrei? Ich stöhnte leise vor Schmerz auf und drehte mich auf die Seite. Langsam aber sicher drängten sich verschiedene Dinge in mein Bewusstsein. Das Rauschen des Meeres, der Sand unter meinen Fingern, entfernte Stimmen und irgendwas, das auf meinem Knöchel lag. Behutsam öffnete ich meine Augen, blinzelte ein paar Mal, musste sie aber sofort wieder schließen, da ich an die Helligkeit die mich erwartete definitiv nicht gefasst gewesen war. Erst nach dem vierten Versuch klappte es endlich. Als Erstes sah ich das unendliche blaue Meer, in dem allerdings vereinzelt Metallteile schwammen, die ich unserem Flugzeug zuordnete. War doch nur passend, immerhin waren wir abgestürzt. Als nächstes blickte ich auf den nassen Sand, begutachtete dann meinen Körper und stellte fest, dass ich bis auf ein paar Kratzer, blaue Flecke, die Kopfschmerzen und Schmerzen im Handgelenk unversehrt geblieben war. Außerdem entdeckte ich einen toten Fisch auf meinem Knöchel, den ich angewidert wegkickte. Eigentlich war so ein Tier meine kleinste Sorge im Moment. Hatten alle aus meiner Klasse überlebt? Hoffentlich. Ich wollte hier nicht irgendwie auf die Leiche meines Lehrers stoßen. Ich wandte meinen Kopf um, damit ich die Gegend besser betrachten konnte. Scheinbar waren wir auf einer Insel gestrandet. Es führte ein weißer Sandstrand links und rechts von meinem jetzigen Platz weg um den riesigen Dschungel herum, der in der Mitte der Insel lag, wie ich zumindest vermutete. Eine typische Insel wie man sie im Lehrbuch fand. Hoffentlich gab es hier nicht auch irgendwelche Monster oder Kannibalen.
„Lilli ist aufgewacht!“, durchbrach die Stimme meiner Klassenkameradin und einer meiner besten Freundinnen Chiara meine Gedanken, als die kleine Blondine auch schon auf mich zu rannte.
„Geht’s dir gut? Fehlt dir etwas?“ Sie bombardierte mich quasi mit Fragen, half mir auf und hörte nicht auf mich zu mustern. „Nein, mir geht es gut. Leben alle?“ Auf meine Gegenfrage nickte Chiara nur. „Ja alle am Leben. Herr Boscus scheint an einer Amnesie zu leidet, zumindest weiß er nichts mehr. Emma, Sophie und Jana weinen seit ungefähr zwei Stunden, Julia muss aufs WC, Vanessa zickt herum und ein paar andere streiten sich was wir jetzt tun. Allerdings ist nur unsere Klasse da, wo der Rest der Passagiere und so weiter ist wissen wir nicht.“
Seufzend nickte ich und sah dann hinüber zu meiner Klasse. Während David sich mit Valerie und Lisa, ein Duo mit dem man sich eigentlich nicht anlegen sollte, stritt, tänzelte Julia herum und wurde von Vanessa angemeckert. Als das hörte man sogar bis hier her, obwohl Chiara und ich gute dreihundert Meter weiter weg standen. Emma, Sophie und Jana wurden währenddessen beruhigt, zumindest versuchten Janie, Leonie und Mila das.
Langsam setzte ich mich in Bewegung. Meine ersten Schritte waren etwas wackelig, sodass Chiara mich noch stütze, zumindest bis ich bei meinem Ziel, einer schweigenden Gruppe meiner Klassenkameraden, ankam und mich neben Jamal in den Sand fallen ließ. Allerdings sagte keiner von uns etwas, jeder hing seinen Gedanken nach. Meine Knie hatte ich angezogen und meine Arme darauf gebettet, während ich den Streitereien vor mir lauschte. Es ging darum was wir nun tun sollten, jeder hatte unterschiedliche Ideen. David wollte erst einmal ein SOS-Feuer entzünden, während Lisa und Valerie wohl hungrig waren, denn sie wollten Verpflegung suchen. Was in so einer Situation wohl am wichtigsten war? Mein Hirn war benebelt, ich verstand erst nach und nach einige Dinge, das Wichtigste in meinen Gedanken war gerade Schlaf, da ich höllisch müde war. Ich dachte nicht einmal daran, dass ich meine Familie nie wieder sehen würde, zumindest wenn wir hier nicht wegkamen. Damit ich nicht einschlief, zählte ich uns alle durch, aber ich kam immer wieder auf zwanzig Personen, obwohl wir mit unserem Lehrer doch einundzwanzig sein sollten. Stutzig hob ich meinen Kopf. Wer fehlt also? Julia war noch da, obwohl gerade die am ehesten verschwinden würde, immerhin tänzelte sie dort drüben immer noch herum. Vanessa war auch hier und noch nicht abgehauen, genauso wie die drei Streithähne. Innerlich ging ich unsere Klassenliste durch, bis ich die Person fand und mich zu Jamal umdrehte.
„Wo ist Barbara?“ Der Schwarzhaarige sah mich gleichgültig an. „Die betet da drüben.“ Mein Blick folgte der Richtung in die er deutete, wo ich die ebenfalls schwarzhaarige Barbara erblickte, wie sie auf einem großen Blatt kniete. Ich hob eine Augenbraue, drehte meinen Blick wieder weg. Wenn es ihr half, soll sie doch, ich würde sie nicht abhalten.
Es vergingen wieder einige Minuten, vielleicht auch eine Stunde, bis es mir endgültig reichte. Die Drei stritten echt noch immer herum! Fluchend stand ich auf und trat zu ihnen hinüber.
„Okay. David, schnapp dir Felix und Kilian damit ihr Feuerholz sammeln könnt. Lisa, du und Valerie schnappt euch Alex, Louisa und Maria. Vielleicht findet ihr ja Kokosnüsse und Früchte oder so. Jamal, Chiara, ihr kommt mit mir mit, wir brauchen Blätter oder so für einen Unterschlupf, irgendwie sieht es nach Regen aus.“ Die gesamte Gruppe sah gen Himmel, wo bereits graue Wolken aufzogen. „Der Rest bleibt hier.“
Scheinbar fiel ihnen nichts besser ein, denn langsam fanden sich die Gruppen zusammen und gingen dem aufgestellten Plan nach. Frustriert stampfte ich zurück zu Jamal, der aufstand und mir mit Chiara in den Wald folgte.
Genauso typisch wie die Insel aufgebaut war, genauso war auch dieser Dschungel. Überall hohes Gras, irgendwo zwitscherten Vögel und es war heiß. Sehr heiß. Am Weg hatten wir einen langen Stock abgebrochen von etwas, das wie eine Eiche aussah, mit dem wir uns nun den Weg bahnten.
„Da vorne! Das sieht doch gut aus“, rief Chiara. Jamal und ich sahen in die Richtung. Es lag ein Gebilde vor uns, das in etwa aussah wie eine Höhle. „Vielleicht sollten wir uns das mal ansehen“, sprach die Blonde und lief gleichzeitig voraus. „Oder wir könnten einfach langsam darauf zu gehen damit uns nicht irgendetwas zerfleischt“, murmelte Jamal neben mir. Ich gab ihm Recht. Wäre das hier ein Film, würde Chiara jetzt wohl von einer riesigen Spinne zerfleischt werden, allerdings ging sie ganz ruhig in die Höhle rein und kam auch gesund wieder heraus, bis wir dort ankamen. Skeptisch sah ich in den dunklen Raum. Sah eigentlich nicht gefährlich aus. Wo waren die leuchtenden Augen, die ich die ganze Zeit erwartete? „Es wäre groß genug für uns alle denke ich“, sprach Chiara. Jamal ging in die Höhle hinein, gefolgt von mir. Tatsächlich sah es ganz sauber aus, bis auf ein paar Spinnweben hier und da, sowie Laub und Stöcke. Der Raum war etwa fünfzehn Meter lang und gute zehn Meter breit. Man konnte hier auch gut stehen, der Boden aus Sand würde auch weich sein, alles in allem also eine gute Höhle. Es sah auch nicht bewohnt aus, zumindest konnte man keine Fußabdrücke ausmachen. Jamal und ich sahen uns fragend an. „Es wirkt wie ein guter Unterschlupf. Scheinbar ist das Schicksal uns doch noch irgendwie freundlich gesonnen“, sprach der Schwarzhaarige. „Ja. Lasst uns den Rest holen“, gab ich ihm recht und so gingen wir den ganzen Weg wieder zurück.
Dort angekommen fanden wir den Rest der Klasse etwas orientierter vor. Scheinbar war der Versorgungstrupp erfolgreich gewesen, denn Alex und Lisa verteilten Früchte, vor allem Kokosnüsse, an alle. Mittlerweile weinte niemand mehr, stattdessen saßen alle zusammen und redeten. Ein gutes Zeichen, wenn man mich fragte. „Hey, Leute! Wir haben eine Höhle gefunden, dort sollten wir fürs Erste sicher sein“, rief ich allen zu und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit auf mich. „Woher willst du das wissen?“, zischte es aus einer Ecke, in der ich Vanessa erblickte. „Vielleicht weil ich drinnen war? Los, wir gehen da hinein. Nehmt das Holz mit“, gab ich genervt zurück. Murrend packten sich alle zusammen, sodass wir kurz darauf wieder in Bewegung waren.
„Glaubst du, wir kommen hier weg?“, fragte mich Alex. Ich wandte mich um, sodass ich Blickkontakt hielt. „Ich denke schon. Mein Bauchgefühl sagt mir das. Vielleicht ist es aber auch einfach blinde Hoffnung.“ „Wenn ihr mich fragt, sind wir verloren“, mischte sich nun auch Maria ein, die ein paar Kokosnüsse hielt. Kurz darauf gab Jamal ihr recht, der sich nun auch zu uns gesellte. Ich seufzte nur. Irgendwie wollte ich gar nicht darüber nachdenken. Meine Gefühle hatten einfach abgeschaltet, ich fühlte mich innerlich leer, als wäre das alles ein Traum und nicht die Realität. Doch alles schien real. Die Art wie Vanessa mit Julia und Mila stritt, wie Barbara mit Janie und Leonie sprach, wie David mit Kilian und Felix über irgendwelche Motoren plauderte und wie Chiara Jana mit ihrer fröhlichen Natur aufheiterte, all das wirkte viel zu wahr um ein Traum zu sein. Doch wie hoch waren wohl unsere Chancen hier weg zu kommen? Vermutlich gering.
Es dauerte ungefähr eine viertel Stunde bis wir wieder in der Höhle angekommen waren. Felix und Kilian hatten mit dem trockenen Laub ein kleines Lagerfeuer gemacht, Lisa hatten die restlichen Früchte aufgestapelt. Alles in allem sah es nicht so schlecht aus. Mit verschränkten Armen stand ich im Eingang und sah mich um. Irgendwas fehlte. Mein Blick fiel auf Barbara, die mit Janie und Leonie in einer Ecke saß und redete. Maria saß mit Alex, Jamal und Louisa, die irgendwie wohl ein Buch am Strand gefunden hatte, das sie nun umklammerte, am Feuer. Jana war mit dem Kopf auf Milas Schoß eingeschlafen, die mit einem starren Blick gegen die Wand sah und offensichtlich nachdachte. Julia, Valerie und Sophie saßen in der Nähe von Lisa, die eine Liste der Früchte in den Sand schrieb. Und David tröstete mit Chiara Emma, die Jüngste, die noch ein paar Tränen vergoss. Es herrschte eine Ruhe, die mit reichlich gemischten Gefühlen durchtränkt war. Selbst Vanessa saß einfach nur da. Mir fiel erst jetzt auf, dass wir unheimliches Glück gehabt hatten. Niemand war ernsthaft verletzt, außer Herr Boscus, der eben nichts mehr wusste. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Schnell scannte ich mit einem gestressten Blick den ganzen Raum in der Hoffnung, dass meine Befürchtung sich nicht bewahrheitete. Doch scheinbar war es wirklich so.
Wir hatten ernsthaft unseren Lehrer irgendwo vergessen.
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